Claudia Wälder-Jene
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Flöte
In den letzten Jahren dürfen wir Flötisten uns über eine Reihe von neuen Flötenschulen freuen, die uns als Pädagogen ein zeitgemäßes Unterrichten auf hohem Niveau ermöglichen. Auch dem vermehrten Zulauf von noch ganz jungen Nachwuchsmusikern an die Musikschulen im Land wurde man in unterschiedlichen Lehrwerken gerecht, die bestens auf diese Zielgruppe eingehen. Nun gibt es aber in Deutschlands Musikschulen einen immerhin ca. zehnprozentigen Anteil an erwachsenen Schülern – darunter völlige Neueinsteiger oder Wiedereinsteiger. Auch Jugendliche, zum Teil mit entsprechender Vorbildung, da sie sich bereits eine Basis auf einem anderen Instrument angeeignet haben, zum Teil mit unbändiger Neugier, die sie in die Materie des Flötenspiels eintauchen lässt, füllen unsere Stundenpläne. Und genau da setzen die beiden erfahrenen Pädagoginnen Gundel Huschka und Gudrun Bähr an, indem sie eine zweibändige Querflötenschule für Jugendliche und Erwachsene konzipiert haben. Beide können auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz als Künstlerinnen, Dozentinnen, Lehrerinnen und Jurorinnen zurückgreifen, wodurch die beiden Lehrwerke aus der Praxis heraus entstehen und reifen konnten.
Was fällt besonders auf: Beide Bände halten stilistisch eine enorme Vielfältigkeit bereit. Klassische Stücke, Folk Songs, Gospels und moderne Lieder werden von dosiert eingesetzten Finger- und Tonleiterübungen ergänzt. Die meisten Melodien sind zweistimmig gesetzt und teilweise mit Akkordsymbolen versehen, was direkte Lust zum Ensemblespiel auslöst. Ein herausstechender Focus wird auf den Rhythmus gesetzt, weshalb sich rhythmische Übungen zu bestimmten Lerninhalten wie ein roter Faden durch das Lehrwerk ziehen. Mal geklatscht, getrommelt, gesprochen oder vertextet helfen sie kontinuierlich das Zählen zu verinnerlichen. Bisher einzigartig ist das frühe Überblasen, das eigentlich schon direkt von Beginn an mit einbezogen werden kann. Sehr gut veranschaulicht ist dann die Tatsache, dass dies ohne Griffwechsel geschieht. Überhaupt ist das Layout der beiden Bände außerordentlich klar und übersichtlich. Komprimierte Zusammenfassungen der elementaren musiktheoretischen Themen, Tonübungen, Artikulationsschulung, erste Schritte in die Improvisation oder das Beatboxing, Einspieltipps, Doppelzunge und Flageolett – all dies wird effizient auf den Punkt gebracht ohne mit langatmigen Erklärungen Seiten mit Texten statt mit Noten zu füllen. Da hat doch jeder Fachlehrer, der die Besitzer dieser Schulen begleiten sollte, genügend Know How und Methoden parat, die nötigen Ergänzungen zu bringen. Nach der Beendigung des ersten Bandes kann der Schüler auf einen Tonvorrat von d’ bis e’’’ zugreifen inclusive der entsprechenden Halbtöne durch die Einführung von Vor- und Versetzungszeichen. Band 2 ergänzt schließlich c/cis’ sowie den oberen Tonaraum bis a’’’.
Kurz- um: ein sehr gelungenes zeitgemäßes Kompendium, das mit Abwechslung das Flötenspiel auf den Punkt bringt, die Spielfreude nicht zuletzt durch raschen Fortschritt hervorlockt sowie systematisch und lückenlos eine umfassende Basis vermittelt. Gratulation den beiden Herausgeberinnen.
Claudia Wälder-Jene
„Flöte aktuell“, 3/2018